Vegane Power: Öle für jeden Hauttypen
2014 wurde der Veganuary ins Leben gerufen. Eine Challenge, die daraus besteht, einen Monat lang ohne tierische Produkte zu leben. Ein Selbsttest, der viele Menschen animiert, aus ihrer Routine auszubrechen und der Alternative eine Chance zu geben. ,,Mehr als 629.000 Menschen in über 200 Ländern und Regionen (...)'' haben im vergangenen Jahr mitgemacht, heißt es auf Veganuary.com (>>>). Viele Unternehmen und Organisationen ziehen mit, verbreiten die Message, bewerben ihre Produkte ohne tierische Bestandteile und lancieren im Zuge dessen sogar gleich neue Produkte. Ich finde das toll, denn ich lebe seit ziemlich genau einem Jahr vegan. Deshalb möchte ich in der heute startenden Kategorie Vegane Power, fernab vom Veganuary, die Suche erleichtern und aufklären, weche veganen Stoffe welche vegane Power haben.
Veganismus geht über den Tellerrand hinaus, denn tierische Bestandteile befinden sich in allen möglichen Produkten. In Kleidung, Kosmetik und Haushaltsgegenständen. So sind tierische Fette wichtige Bestandteile nicht veganer Handseife, Keratin im Haarpflegeprodukt aus Federn oder Hufen von Tieren entzogen, das Kollagen in der Pflegecreme aus tierischen Sehnen, Knochen und Bindegewebe. Abgesehen davon, dass mir Tierschutz sehr wichtig ist, komme ich nicht auf den Gedanken nicht vegane Produkte zu nutzen, weil ich es schlicht und ergreifend unappetitlich finde. Was klingt, als würde ich da mit dem Finger auf Menschen zeigen, ist eigentlich gar nicht so gemeint. Ich habe gerne Fleisch gegessen und mochte den Geschmack. Ich habe mir keine Sorgen über Inhaltsstoffe gemacht, weil ich dachte, dass das alles seine Richtigkeit hat und ich nichts verändern kann, auch wenn ich Tiere liebe. Nach mehreren Anläufen in denen ich meine, ich nenne es mal, Rückfälle mit Argumenten, wie ,,Vögel essen ja auch Würmer.'' gerechtfertigt habe, bin ich mir sehr sicher, dass ich dabei bleibe. Denn Vögel kacken auch auf Autos und das mache ich ja auch nicht.
Vegan werden
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und es dauert eben länger, seine Produkte neu raussuchen zu müssen, wenn man diesen seit Jahren, ja teilweise sogar Jahrzehnten, vertraut hat. Lebensmittel sind das eine, aber vorallem in der Kosmetik sind tierische Produkte gang und gebe und nach Jahren in denen ich den selben Marken vertraut habe, war die Umstellung auf vegane Power ein Prozess, bei dem ich viele Flops erlebt habe. Aber genau diese Reise kann auch fürchterlich viel Spaß machen und sich lohnen. Nicht nur für Tier und Umwelt, sondern auch für uns als Endverbraucher.
Im Ökotest Spezial Vegetarisch und Vegan heißt es dazu: ,,Die vegane Kosmetik (...) schneidet im Schnitt besser ab als Kosmetik in anderen Tests. Ausreißer, etwa mit krebsverdächtigen Konservierungsmitteln, gibt es nicht. Quer durch alle Kategorien, ob Tagescreme oder Sonnenschutz, kein Produkt ist schlechter als "befriedigend".''
Das große Aber
Vegan allein heißt nicht gut. Wichtig ist mir tatsächlich, dass es sich bei dem Produkt um zertifizierte Naturprodukte handelt, denn im Endeffekt könnten und dürften auch ätzende Chemikalien als vegan zeritifiziert werden. Dieses Problem gibt es aber selbstverständlich genauso in nicht veganen Produkten.
,,Die durchschnittliche Verbraucherin kommt pro Tag allein durch ihre Kosmetik mit etwa 100 verschiedenen Chemikalien in Kontakt. (…) Erschreckend viele dieser Inhaltsstoffe haben krebserregende oder hormonähnliche Eigenschaften. In letzterem Falle greifen sie in das hochsensible Hormonsystem des Organismus ein, das eine Vielzahl an Körperfunktionen reguliert. Die Folgen können unter anderem Unfruchtbarkeit, Übergewicht, Diabetes, Schilddrüsenprobleme, Herzkreislauferkrankungen und diverse hormonell bedingte Krebsarten wie Brust- oder Hodenkrebs sein.“ (The Glow, S. 10)
Vegane Power: Auf das Siegel kommt es an
Darum sind Siegel kein Marketing Gag, sondern essentielle Zertifikate, die uns klar machen, dass wir diese Produkte mit gutem Gewissen nutzen können. Sicher, es gibt viele Unverträglichkeiten, die individueller kaum sein könnten, deshalb sollte man immer auf die eigenen Reaktionen des Körpers achten und das Produkt bei negativen Auswirkungen, wie Brennen oder Juckreiz, wieder abwaschen. In der Kosmetik sind Siegel wie das BDIH, Natrue, Ecocert und Cosmos-Standard gute Indikatoren. In unserem Artikel über Greenwashing in der Modebranche (>>>) stellten wir euch bereits Siegelklarheit (>>>), ein Projekt der Bundesregierung, vor. Die integrierte Siegel-Suchmaschine sorgt für guten Überblick.
Den Start der neuen Reihe Vegane Power macht eine Gruppe, die tatsächlich im Großteil aller Hautpflege Produkte vorhanden ist - Öle. Der Mythos, dass Öle nur zur Pflege besonders trockener Haut genutzt werden sollten, ist in vielen Köpfen noch fest eingebrannt. Auch ich habe mich jahrelang geweigert meine früher recht ölige Mischhaut mit öligen Konsistenzen zu pflegen. Ich war mir sicher, dass ich dadurch weitere Unreinheiten bekomme. Aber nicht jedes Öl hat die selben Eigenschaften und so merkte ich vor einigen Jahren, dass es genau das war, was mir immer fehlte. Dieser Öl-Guide könnte euch bei der Suche nach den richtigen Produkten helfen – das zumindest ist mein Anspruch an ihn.
Aprikosenkernöl
Besonders geeignet für sensible, empfindliche oder trockene Haut. Selbst die zarte Babyhaut pflegt es außerordentlich gut. Es zieht gut ein, wirkt beruhigend und speichert Feuchtigkeit.
Arganöl
Besonders geeignet für trockene und reife Haut. Selbst Akne, Neurodermitis und Schuppenflechte lassen sich mit Arganöl pflegen. Es hat das meiste Vitamin E von allen Ölen und außerdem viele ungesättigte Fettsäuren. Deshalb schützt es die Haut vor freien Radikalen und hält sie geschmeidig.
Avocadoöl
Besonders geeignet für reife, trockene und empfindliche Haut. Auch bei Schuppenflechte und Neurodermitis. Der hohe Biotingehalt des Öls verbessert die Struktur der Haut. Die Feuchtigkeit wird eingeschlossen, der Zellaufbau und die Regeneration unterstützt. Inhaltsstoffe aus Pflegeprodukten, die nach dem Avocadoöl aufgetragen werden, können schneller und besser in die Haut einziehen, wodurch die Wirkkraft erhöht wird.
Distelöl
Besonders geeigent für fettige, für Akne anfällige Haut. Es zieht schnell ein und ist voll mit Vitaminen und beinhaltet viel Linolsäure, die als vielseitiger Helfer bekannt ist. Linolsäure verringert Hautreizungen, Pigmentflecken und Mitesser.
Jojobaöl
Kann von allen Hauttypen genutzt werden. Streng genommen ist Jojobaöl ein flüssiges Wachs. Es reguliert den Feuchtigkeitshaushalt, glättet, sorgt für Geschmeidigkeit, beugt der Faltenbildung vor und festigt das Bindegewebe.
Kokosöl
Besonders geeignet für trockene, raue Haut, da es sowohl Feuchtigkeit spendet, als auch nach fettet.
Mandelöl
Kann von allen Hauttypen genutzt werden, ist aber ganz besonders bei sensibler Haut ein tief eindringender Hautschmeichler mit hohem Vitamin-B und Minerallstoffgehalt.
Olivenöl
Besonders geeignet für trockene, schuppige, spröde und raue Haut, weil es fettet und nur langsam einzieht.
Sesamöl
Besonders geeignet für trockene, reife Haut. Beinhaltet einen hohen Anteil an Antioxidantien, fördert die Durchblutung, pusht die Neubildung von Zellen und die Regeneration der Haut.
Traubenkernöl
Besonders geeignet für fettige und Mischhaut, sowie reife Haut. Traubenkernöl beinhaltet ebenfalls einen hohen Anteil an Antioxidantien. Es reguliert den Talgfluss und bewahrt die Elastizät, sowie die Feuchtigkeit der Haut.
Weizenkeimöl
Besonders geeignet für reife, trockene Haut. Auch in der Schwangerschaft ist es ein Hautretter. Es festigt das Gewebe, die Elastizität, fördert die Zellneubildung und die Durchblutung der Haut und reguliert den Stoffwechsel.
Zusätzliche Wirkstoff- und Samenöle regenerieren die Haut besonders effektiv, dürfen aufgrund ihrer hohen Empfindlichkeit aber nur in geringer Konzentration zu den oben aufgelisteten Basisölen hinzugemischt werden. Sie sind besonders in Anti-Aging Produkten beliebt. Die unten aufgelisteten Öle gehören zu den Wirkstoff- und Samenölen. Im Prinzip ist diese Info auch nur relevant, falls ihr plant euch eigene Beauty-Produkte anzumischen. Davon würde ich ohne Vorwissen aber abraten. Ein gutes Buch für Einsteiger ist The Glow: Naturkosmetik selber machen von Anita Bechloch (>>>).
Calendulaöl
Besonders geeignet für trockene, rissige, schuppende Haut. Es fördert das Wachstum neuer Hautzellen, ist antibakteriell und entzündungshemmend.
Hanföl
Besonders geeignet für sehr trockene und hochsensible Haut. Regeneriert die Haut und hemmt Entzündungen. Aufgrund der ungesättigten Fettsäuren im Hanföl, wird die Neubildung von Zellen angeregt, weshalb es gerne in der Anti-Aging Pflege angewendet wird.
Nachtkerzenöl
Besonders geeignet für sehr trockene, schuppige, sensible Haut. Es wirkt ebenfalls entzündungshemmend und regenerierend und außerdem beruhigend und feuchtigkeitsspendend.
Wildrosenöl
Besonders geeignet für trockene, spröde und reife Haut. Es ist vorallem in der Anti-Aging Pflege beliebt, weil es Altersflecken vorbeugt. Aber es kann viel mehr: Dehnungsstreifen in der Schwangerschaft, Verbrennungen und Narben lassen sich genauso gut mit Wildrosenöl pflegen und behandeln. Es enthält viele ungesättigte Fettsäuren, Vitamin A und C.
Quellen: Käser, Heike: Naturkosmetische Rohstoffe, Freya-Verlag, Linz, Bechloch, Anita: The Glow - Naturkosmetik selber machen, GRÄFE UND UNZER Verlag, Ökotest Spezial Vegetarisch und Vegan, 2019
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Photo Credit: Mauri Müller für Modepilot
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