Neues vom Beauty Pro: Trockenshampoo

Trockenshampoo mit Nebenwirkungen?

Das weiße Pulver gilt nicht nur international bei Haar-Stylisten für Foto-Shootings und Red Carpet-Auftritte als das Wundermittel. Es gibt dem Haar Griff und Volumen und macht aus platten Ansätzen fluffige. Allerdings hört man immer wieder Stimmen, die behaupten, Trockenshampoo würde der Kopfhaut schaden und Allergien auslösen. Was ist dran an den Gerüchten?
Verteilen Trockenshampoo Modepilot Margit Rüdiger
Hier verteile ich Puder in meinen Haaren
Als Heavy-Userin von Trockenshampoos, von denen ich bestimmt schon die meisten Marken im In- und Ausland ausprobiert habe, interessiert mich das Thema brennend. Wenn mich jemand fragen würde, auf welches Beauty-Produkt ich keinesfalls verzichten könnte, würde ich selbst auf eine einsame Insel mit Trockenshampoo reisen. Denn kein anderes Beauty-Produkt ist so praktisch und zeitsparend. Es ersetzt zumindest eine Haarwäsche, saugt wie ein Löschblatt überschüssiges Fett von der Kopfhaut. Die Haare sehen im Handumdrehen wieder frisch aus, die Frisur hat Halt und Volumen. Was will man mehr! Das gleicht kein noch so perfekt geschminktes Make-up aus, wenn die Haare platt und mit fettigen Ansätzen am Kopf kleben. Als Alternative geht dann nur noch Joe Cockers Tipp: leave your hat on!

Inhaltsstoffe checken

Um mein persönliches Plädoyer für Trockenshampoo hier zu beenden, kümmere ich mich um die Fakten: Die typischen Inhaltsstoffe des Sprüh- oder Schütt-Puders sind Silikate (Salze) und Stärke-Mischungen, die oft aus Reis oder Mais gewonnen werden. Sie nehmen den überschüssigen Talg von der Kopfhaut und den fettigen Ansätzen und schließen ihn ein. Das ist der Grund, warum die Haare sofort wie gewaschen aussehen. An diesen Inhaltsstoffen ist nichts Dramatisches zu finden. Hinzu kommen können Duftstoffe, Alkohol, Treibgase, Filmbildner, Talkum und Konservierungsmittel. Wer sehr empfindlich ist und eine extrem trockene Kopfhaut hat, sollte sein Trockenshampoo mit Hilfe einer Produkte-Check-App (z.B. Codecheck) überprüfen. Die gibt genaue Auskunft, welche Stoffe im Produkt bedenklich sein könnten.
Rahua Dry Shampoo Modepilot
Trockenshampoo von Rahua aus zu 100 Prozent natürlichen Inhaltsstoffen, z.B. über Amazingy.com oder organicluxury.de
Das Trockenshampoo von Rahua besteht zu 100 Prozent aus natürlichen Inhaltsstoffen, aus pflanzlichen (aus kontrolliert biologischem Anbau) und aus kosmetischer Mineralerde. Die sehr feine Tonerde reinigt das Haar und verleiht ihm Volumen. Es ist das wirksamste Mineral, das Schweiß, Schmutz und Feuchtigkeit von der Kopfhaut und dem Haar absorbiert. Damit ist es sehr viel besser gegenüber den meisten Produkten auf dem Markt, die chemische Reinigungszusätze, Sulfate oder aggressive Chemikalien verwenden. Der Sprühnebel ist so fein, dass er keine weißen Rückstände im Haar oder der Kleidung hinterlässt. Zudem ist die Pump-Sprayflasche ist recycelbar.
Haarbruch, Juckreiz, Schuppen oder gar Haarausfall durch den weißen Puder? Dazu sagt Haar-Profi Manfred Kraft: „Trockenshampoo schadet nicht, wenn man es maximal zweimal pro Woche bis zur nächsten Wäsche anwendet.“ Nur wer es öfter oder gar täglich benutzt und die Veranlagung dazu hat, trocknet seine Kopfhaut damit zu stark aus. Zudem könnten die Talgdrüsen angeregt werden, vermehrt Talg zu produzieren, so der Experte.
Anwendung Trockenshampoo Margit Rüdiger Modepilot
Puder aufs Haar

Haarewaschen muss sein

Diese Puder sind kein Ersatz für ein Styling-Produkt und noch weniger für eine echte Haarwäsche. Frauen, die dem Trockenshampoo ihre irritierte Kopfhaut und ausgetrocknete Haare bis hin zum Haarbruch anlasten, haben meist ganz auf die reinigende Wäsche verzichtet mit der Begründung, dass häufiges Haarewaschen ja schädlich für das Haar sei. Aber Trockenshampoo ist nun mal kein Reinigungsprodukt, auch wenn der Name auf eine falsche Fährte führt.
Was es kann: Es absorbiert das Fett und macht es weniger sichtbar. Allerdings entfernt es weder Öl noch Schmutzreste von der Kopfhaut, wie es ein gründliches Haarewaschen mit Shampoo tut. Lagert sich zu viel der Puder-Substanz um die Haarfollikel an und verbleibt dort für längere Zeit, nennt man das „Build up“, und das bewirkt eine Schwächung der Haarwurzel. Es können Entzündungen auf der Kopfhaut entstehen wie eine Seborrhoische Dermatitis. Sie sieht ähnlich aus wie Akne und äußerst sich in Jucken, Rötungen, Schuppen und Empfindlichkeit.
Modepilot Trockenshampoo Dry Shampoo Rahua
Trockenshampoo ganz ohne Aerosole von Rahua
Anabel Kingsley, Trichologin der beiden „Philip Kingsley“-Haarkliniken in London und New York, empfiehlt allen Tockenshampoo-Verwenderinnen. „Wenn man seine Haare dann ein- oder zweimal pro Woche wäscht, sollte man doppelt shampoonieren und danach einen Conditioner verwenden.“ Wer seltener wäscht, dem rät sie täglich zu einem antimikrobiellen Kopfhaut-Tonikum und regelmäßig ein „Scrub“ zu machen, um die Kopfhaut gesund zu erhalten.
Bei Haarausfall steckt eine geschädigte Wurzel dahinter. Das ist in den meisten Fällen auf eine bakterielle Infektion oder einen Pilz zurückzuführen. Das Haar ist dann nicht mehr fest im Follikel verankert. Trockenshampoo kann so etwas jedoch nicht hervorrufen, wenn man es nicht exzessiv verwendet und seine Haare regelmäßig wäscht.

Mit Abstand sprühen

Auch beim Trockenshampoo gilt demzufolge: Die Dosis macht das Gift! Genauer gesagt, auf die richtige Anwendung kommt es an. So sollte man mit einem Abstand von circa 20 Zentimeter das Produkt ins Haar und nicht auf die Kopfhaut sprühen. Schwieriger ist die Dosierung mit Schüttpuder. Auch diesen nur gezielt dort anwenden, wo sich fettige Ansätze zeigen. Das ist in der Regel an den Schläfen und am höchsten Punkt des Oberkopfes. Anschließend mit den Fingern durchgehen, um eine eventuelle Puder-Überdosis von den Haarwurzeln in Richtung der öligen Zonen zu verteilen.
Körperpuder Borotalco Modepilot
Körperpuder Borotalco
Wem handelsübliche Produkte trotzdem zu viel Chemie enthalten, der muss auf eine DIY-Version ausweichen. Maisstärke oder Weizenmehl wird auf vielen Blogs empfohlen. Stimmt zwar, dass beide Talg und Fett absorbieren. Aber schon die Vorstellung dieser Kochzutaten auf dem Kopf finde ich persönlich eher unangenehm und eine gleichmäßige Verteilung in den Haaren ist eher schwierig.
Weiter heißt es: Um den Grauschleier zu vermeiden, soll man für dunkle Haare besser Heilerde verwenden oder etwas Kakao-Pulver unters Mehl mischen. Na ja, wer’s mag… Einzige Alternative für mich, wenn ich einfach mal kein Trockenshampoo aus der Drogerie zur Hand habe, ist Babypuder oder ein Talkum-Körperpuder. Mein Favorit ist der italienische „Borotalco“ in der grünen Schüttdose, weil er so gut riecht. Doch auch das ist eine absolute Notlösung, weil die Handhabung nicht so einfach ist wie beim Spray. Deshalb: Ich sprühe lieber und wasche regelmäßig meine Haare!
Photo Credit: Margit Rüdiger für Modepilot
Modepilot ist Deutschlands erster Modeblog. Mit seiner Gründung in 2007 war und ist er Vorreiter der unabhängigen Mode-Berichterstattung. Noch heute wird die Seite leidenschaftlich von Mitgründerin Kathrin Bierling geführt. Sie ist eine ausgebildete und erfahrene Journalistin, die zunächst bei der Financial Times lernte und arbeitete und dann einige Jahre bei der WirtschaftsWoche beschäftigt war, bevor sie die Seiten Harpersbazaar.de, Elle.de und InStyle.de verantwortete. An Modepilot liebt sie, dass sie die Seite immer wieder neu erfinden muss, um am Puls der Zeit zu bleiben. Worin sie und ihre Autoren sich stets treu bleiben: Den Leser ernst nehmen, nicht sich selbst.

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