Neues vom Beauty Pro: Porentief nachgefragt
Jet Boots, die „Siebenmeilenstiefel“ zu mehr Leichtigkeit
In der Mythologie besitzen die „Siebenmeilenstiefel" Zauberkraft. Sie verleihen dem „kleinen Däumling“ die Fähigkeit, in kurzer Zeit weite Entfernungen zurückzulegen. Eine Art Zauberkraft besitzen auch die Recovery Air Jet Boots von Therabody. Man kann damit zwar nicht laufen − zu hoch, zu klobig −, aber die Durchblutung wird gefördert, Muskelkater wird reduziert und Schwellungen verschwinden. Kurzum: gesündere und damit schönere Beine. Das wollte ich ausprobieren und habe die hüfthohen Boots mit knapp zwei Kilo Gewicht sogar mit in den Urlaub nach Schottland geschleppt.
Das System der Jet Boots ist eine mechanische Massage, die die Wirkung einer Lymphdrainage nachahmt. Lymphdrainage, die meisten von uns haben sie schon mal genossen nach Verletzungen oder Operationen, ist eine manuelle Therapie, die eine spezielle Ausbildung erfordert. Der Therapeut*in führt oberflächlich kreisförmige Dreh-, Pump- und Schöpfgriffe mit wenig Druck aus. Ziel ist es, die eigenen Kontraktionen der Lymphgefäße anzuregen und damit den Lymphfluss in Schwung zu bringen und das Gewebe zu entstauen.
Klotz am Bein, trotzdem cool
Bei den Kompressions-Boots ersetzen integrierte Pumpen in den − wie schon gesagt − etwas klobigen Fußteilen die Hände des Therapeuten. Das Paket besteht aus zwei schwarzen, langen Stiefeln aus einem festen, beschichteten Gewebe, wie es auch für medizinische Produkte verwendet wird, und dazu ein zweigeteilter Reisesack. Außerdem gibt es ein 36 Watt-Ladegerät mit einem dualen Ladekabel, das es erlaubt, beide Stiefel gleichzeitig zu laden. Keine Schläuche, keine externe Pumpe. Das finde ich schon mal gut. Die Laufzeit beträgt vier Stunden.
Mein Test beginnt an einem Dienstag, gleich nachdem ich das Paket erhalte. Meine Boots haben Größe M, es gibt sie aber auch in L (für große Männer und sehr große Frauen) und S, was sich auf Länge und Umfang der Stiefel auswirkt. Das System ist einfach zu verstehen, die Gebrauchsanleitung einleuchtend. Deshalb erspare ich es mir auch, die App herunterzuladen. Mich nervt es, dass man heute für jeden Pups eine App braucht und damit sein Handy zumüllt. Hier ist sie glücklicherweise kein Muss. Denn ein Integriertes Bedienfeld mit vier selbsterklärenden Tasten befindet sich am oberen Rand eines jeden JetBoots.
Ich ziehe sie im Liegen auf dem Bett oder Sofa an. Der Einstieg erfolgt über die ellenlangen Reißverschlüsse, die bis zum Fußteil reichen. Mit je einem Tastendruck auf das Bedienfeld kann man die vier Zeitintervalle (20, 40, 60 Minuten und kontinuierlich) und die Druckeinheiten (25, 50, 75 und 100 mmHg) einstellen.
Jetzt wird es spannend
Ich beginne probeweise mit der niedrigsten Stufe. Der Druck baut sich von den Füßen zum Herzen auf und zurück zu den Füßen wieder ab. Die Technologie der Recovery Boots ist so ausgerichtet, dass der vollständige Druckaufbau und die Druckentlastung sich in exakt 60 Sekunden vollziehen. Die pneumatische Kompression erfolgt präzise und gleichmäßig. Die Pumpe arbeitet hörbar, aber nicht störend. Allerdings ist mir der Druck von 25mmHg zu niedrig. Ich probiere es mit den anderen Stufen.
Das nächsthöhere Level, also 50 mmHg, ist okay, könnte aber noch etwas mehr sein, also folgt 75 mmHg. Das fühlt sich schon mal gut an, aber jetzt will ich es wissen und gehe auf das Maximum. Bei 100 mmHg habe ich jedoch das Gefühl, meine Füße werden unangenehm stark zusammengequetscht. Schnell wieder herunterschalten. Ich pendele mich schließlich bei 75 mmHg und 60 Minuten ein. Das ist für mich genau der richtige Druck und eine Stunde, in der ich bequem relaxen, lesen oder am Computer arbeiten kann. Ehrlich gesagt freue ich mich täglich auf die Anwendung. Hinterher fühle ich mich total entspannt, meine Beine sind leicht und entstaut. Für mich besonders wichtig, weil ich gerade eine Hüftoperation hinter mir habe und nicht so viel Sport wie gewohnt treiben kann.
Wer steckt dahinter?
Ich möchte wissen, wer dahinter steckt. An der Spitze des Tech-Wellness-Unternehmens „Therabody“ stehen Dr. Jason Wersland, ein in Los Angeles ansässiger Chiropraktiker, und sein Mitbegründer Benjamin Nazarian als CEO. Beide wurden im vergangenen Jahr als 'Entrepreneur Of The Year' mit dem Greater Los Angeles Award ausgezeichnet. Dabei sind die Kompressions-Boots nicht ihr erstes Produkt. Es begann mit der Theragun, die inzwischen weltweit von Physiotherapeuten angewendet und auch als Heimgebrauch-Variante angeboten wird.
Dr. Wersland entwickelte sie nach einem traumatischen Motorradunfall, den er 2007 erlitt. Er erzählt: „Der Unfall ließ mich mit lähmenden Muskel- und Nervenschmerzen zurück. Ich suchte nach einer Lösung, aber mir wurde schnell klar, dass die einzigen praktikablen Optionen verschreibungspflichtige Medikamente oder eine Operation waren. Ich wollte etwas, das die natürlichen Heilungsprozesse meines Körpers beschleunigen würde.“
Anfang experimentierte der Chiropraktiker mit einem ausgedienten Schlagbohrer und einem ballartigen Aufsatz, um sich daraus ein Massagegerät zu basteln. Das Tool sollte seine Muskeln durch Erschütterung (Perkussion) entspannen und die Schmerzen reduzieren. Der Prototyp seiner Theragun war geboren. Mehr als acht Jahre dauerte es, bis die Massagepistole marktreif war. Sie behandelt mit genau regulierbarem Druck punktuell Schmerzen oder Verspannungen. Damit lassen sich auch schwierig zugängliche Stellen wie die Schulter erreichen.
Nachdem Dr. Wersland so erfolgreich war mit seiner „Theragun", entwickelte er weitere Methoden, die den natürlichen Heilungsprozess des Körpers unterstützen. Sie werden teilweise in seinen Shops, online oder in seinen Wellness-Centern (vorerst nur in USA), angeboten. Er sagt: „Kryotherapie, Lichttherapie, lymphatische Luftkompressionstherapie und technikgestützte Meditation sind Modalitäten, die es schon seit Jahren gibt. Aber unser Ziel ist es, ihre Qualität zu perfektionieren und sie auch anderen Menschen als Profisportlern und modernen Physiotherapeuten zugänglich zu machen.“ Unter diesem Aspekt entstanden auch die Erholungsstiefel.
Mein Fazit
Nach sechs Wochen (fast) täglicher Anwendung − nur zweimal auf der Hin- und Rückfahrt mit der Fähre nach Schottland habe ich pausiert − bin ich mit dem Ergebnis zufrieden. Meine Beine fühlen sich leicht und schlanker an. Die Spannungen speziell in den Waden sind verschwunden und ich finde auch, dass die Haut an den Oberschenkeln glatter ist.
Als Journalistin habe die Boots zwar als Testprodukt zur Verfügung gestellt bekommen, das ich heute leider zurückschicken muss. Aber ich bin fest entschlossen, sie mir zu kaufen. Ein Schnäppchen sind die RecoveryAir JetBoots mit 899,99 Euro (lustiger Preis!!) allerdings nicht. Aber wenn ich die Rechnung aufmache, wie viel ich pro Sitzung bei einer manuellen Lymphdrainage bezahle, dann muss ich mit 60 bis 90 Euro für eine Stunde rechnen. Das heißt, die JetBoots haben sich nach 10 bis 15 mal amortisiert.
Mehr von unserer Autorin Margit Rüdiger finden Sie hier unter ihren bisherigen Kolumnen >>> und mehr über Beauty und Reisen auch auf ihrem Blog Culture & Cream (>>>). Fragen, Wünsche, Feedback? Sie erreichen unsere Kolumnistin unter beautypro[@]modepilot.de
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Photo Credit: Margit Rüdiger für Modepilot
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