Die Welt im Lauf verändern
Umweltfreundliche Sneaker − gibt es sie? Als Turnschuh-Liebhaberin verfolge ich in innovative (natürliche) Materialien wie Pinatex, Bambus, Zuckerrohr, Eukalyptus, die Plastik immer häufiger ersetzen. Mycelium ist in der Kommunikation zwar der Renner, das Produkt steckt allerdings noch in den Kinderschuhen.
Auch wenn ich nicht 650 Paar Sneaker wie Jerôme Boateng habe, sprenge ich die weltweite Schuh-Statistik von zwei neuen Paar pro Jahr deutlich. Es ist an der Zeit, meinen ökologischen Fußabdruck zu verringern.
Umweltfreundliche Sneaker?
Unter dem Namen Tencel und Lyocell ist die Naturfaser aus Eukalyptusholz derzeit noch vor Bambus die neue Ressource für nachhaltige Sneaker. Sind Sneaker-Hersteller damit auf dem Holzweg? Laut ihren Websites nicht. Eukalyptus wächst schnell, wird meist aus nachhaltig bewirtschafteten Plantagen gewonnen und kommt im Gegensatz zu Baumwolle ohne künstliche Bewässerung und Pestizide aus. Die Faser ist biologisch abbaubar, viel ergiebiger als Baumwolle und vom Tragekomfort super angenehm. Temperaturregulierend, atmungsaktiv, antibakteriell und extrem saugfähig – also perfekt für meinen neuen Turnschuh in Zeiten des Klimawandels.
Begeistert teste ich die Modelle von „Allbirds“ und „The Zen Running Club“. Beide verwenden für ihre Sohle CO2 negatives EVA aus Zuckerrohr und Lyocell. Polyester findet sich bei Allbirds noch im Schnürsenkel und bei Zen in der Zwischensohle. Polyester verrottet erst nach 500 Jahren, einfach kompostieren kann man also beide noch nicht. Allbirds arbeitet jedoch bereits an einem Rücknahmesystem für ein „zweites Leben“ und hat die Menge der Materialien, Verpackungen und Abfälle reduziert.
Im täglichen Tragekomfort sind beide top. Angenehm kühl und fest, kein Schwitzen und Schweißgeruch und sie geben mir ein gutes Gefühl. An die hohe Sohle von „The Zen Running Club“ musste ich mich erst gewöhnen, dafür laufe ich damit jetzt wie auf Wolken.
Wie nachhaltig sind Materialien aus Eukalyptus wirklich?
Aber wie nachhaltig ist das neue Obermaterial aus Eukalyptus wirklich? Was man nicht auf den Websites findet: Der Anbau strapaziert den Boden. Denn aufgrund des schnellen Wachstums entzieht der Eukalyptus dem Boden sämtliche Nährstoffe und massenhaft Wasser. Aufgrund der bis zu 20 Meter tiefen Wurzeln benötigt er zwar keine Bewässerung. Er gräbt aber der Nachbarschaft buchstäblich das Wasser ab.
Die Folge: Der Grundwasserpegel sinkt und die umliegenden Felder vertrocknen. Das ölreiche Holz wirkt derzeit auch wie ein Brandbeschleuniger, erhöht die Waldbrandgefahr und verdrängt natürlich gewachsene Mischwälder mit Korkeichen und anderen langsam wachsenden Bäumen. Diese sind nachhaltiger und sicherer, da sie in den heißen, trockenen Sommermonaten seltener abbrennen. In meiner Heimat Portugal macht Eukalyptus bereits ein Viertel der Waldflächen aus. Denn Eukalyptus verbessert kurzfristig die Handelsbilanz und so regieren die Gesetze der Marktwirtschaft auch hier.
Was ist also am Ende besser? Erdöl oder Eukalyptus? Wenn man Greenpeace fragt, steht beides auf der roten Liste. Für meinen CO2-Verbrauch ergibt die Innovation dennoch Sinn. Mit den klimaneutralen Sneakern fördere ich den Erfindergeist, reduziere meinen Fußabdruck und werde bei jedem Schritt nachhaltig daran erinnert, sie länger zu tragen und nicht schon wieder neue zu kaufen.
Wenn ihr klimafreundliche Schuhe sucht, dann schreibt mir!
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Photo Credit: Katja Kleebach für Modepilot, Collage aus Screenshots von The Zen Running Club und Allbirds
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