MJ und MJ für 'Designer for Tomorrow'
Für den Nachwuchspreis "Designer for Tomorrow" wurde ich gefragt, ob ich dieses Jahr Patin sein möchte. Ja! Für diese Gelegenheit danke ich recht herzlich, bedeutet es doch, junge Talente bei ihrem Gang aufs Sprungbrett zu begleiten. Damit alles gerecht zugeht, werde ich objektiv von allen Kandidaten berichten, hier und dort: Designer for Tomorrow Blog. Den Mentor der Veranstaltung, Marc Jacobs, durfte ich dann gleich am ersten Tag über die Schulter schauen und lauschen, wie er sich mit dem jeweiligen Teilnehmer über dessen Kollektion unterhält...
Was mir an den Gesprächen zwischen dem Stardesigner und der jungen Talente so gut gefiel: Marc Jacobs stellt viele gute Fragen, mit denen er sein Gegenüber allein auf die richtigen Antworten bringt. Er kritisiert nicht, er motiviert! Und bei Leandro, der noch kein fließendes Englisch spricht, erkannte er die viele Arbeit an mit den Worten: "molto trabajo, molto trabajo."
Mal abgesehen davon, dass ich ein objektiver Berichterstatter für die fünf Finalisten sein sollte, fällt es zum Glück leicht, keine Partei zu ergreifen, denn die Kollektionen sind so unterschiedlich, wie fünf Kollektionen unterschiedlicher nicht sein könnten: eine ganz in Schwarz mit toller Schnittführung (von der Dänin Camilla Salgaard Nielsen), eine andere lebt von Neon-Farben, beeindruckender Detail-Arbeit und wilden Prints (Ramil Makinano aus London), eine Dritte setzt sich überzeugend mit dem Thema 'Nachhaltigkeit' (Siddharta Anselm Meyer aus Berlin) auseinander und dann gibt es noch eine couturige Showpiece-Kollektion (Leandro Cano aus Spanien) und eine kluge Streetwear-Kollektion (Laura Williams aus London).
Aussagen wie "nice sketches" oder "it's already a tight good concept" vom Großmeister Jacobs beflügeln die Designer und nur darum geht es Marc Jacobs, wie er später noch mal betonte. er möchte den jungen Kreativen in erster Linie Mut machen, ihre Ideen zu verwirklichen.
Finalistin Camilla Salgaard Nielsen mit Marc Jacobs
Natürlich ist Marc Jacobs nicht einfach nur amerikanisch freundlich und everybody's darling. Er ist auch Profi. So erklärte ihm beispielsweise einer der fünf Finalisten, dass sein Rock etwas höher sitzen müsste, was aufgrund der Hüften des Models nicht möglich sei (manche Kollektionsteile wurden dem Meister an Models vorgeführt). Zwei Stunden später trug dasselbe Model eine Hose aus einer anderen Kollektion, worauf Marc Jacobs nachfragte, ob der Rock so sitzen solle. Von der abweichenden Hüfte nichts wissend, antwortete der oder die ihm, dass der Hosensitz so okay sei. Dann ließ er sich die entsprechenden Lookbook-Fotos zeigen und sagte: Hier sitzt er aber etwas tiefer. Ja, das sei auch so gewollt. Marc Jacobs beließ es dabei und er weiß: Bei diesem Teilnehmer herrscht weniger Perfektionismus als Pragmatismus – auch wichtig für einen werdenden Designer oder eine werdende Designerin.
Fotos: modepilot/modejournalistin
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